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Ursprünglich gab es am Beginn der Karfreitstraße zwei benachbarte Renaissancehäuser mit entsprechenden Arkadenhöfen. Im 17. Jahrhundert kaufte der Abt des Zisterzienserklosters Viktring die beiden Häuser und ließ sich daraus ein repräsentatives Stadtpalais errichten. Bemerkenswert sind die prunkvolle Barockfassade und der mehrstöckige Dachstuhl, der stark an das Erscheinungsbild des Klosters im Süden der Stadt erinnert. Nach der Aufhebung des Klosters 1786 wurde das Haus zum Sitz des Bischofs von Gurk. Nachdem dieser nach kurzer Zeit in das Palais von Maria Anna in die Völkermarkter Straße übersiedelt war, wurde der Viktringer Hof zum Amtsgebäude. Heute erfreuen sich private Wohnungsbesitzer an den wunderschönen Stuckdecken von Kilian Pittner im Inneren des Gebäudes.
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Am Benediktinerplatz Nummer 3 befindet sich das sogenannte „Slamahaus“, benannt nach dem Einrichtungs- und Dekorationsgeschäft, das es bis vor einigen Jahren hier noch gegeben hat. Besonders reizvoll ist die Möglichkeit, durch den kleinen Innenhof Richtung Neuer Platz zu gehen. In den Geschichtsbüchern ist nicht viel über das Haus zu finden, aber es ist ein schönes Beispiel für ein Bürgerhaus, wie es im 16. Jahrhundert entstanden ist. Der Innenhof hat heute zugemauerte Arkaden, verschiedene Traufhöhen und einen kleinen Pawlatschengang. Bei diesem Haus sollte man aber nicht nur den Hof besichtigen, sondern auch die aufwändige barocke Fassadengestaltung zum Marktplatz und zum Nachbarhaus im Westen bewundern. Ein mächtiges „Auge Gottes“ schützt hier die Bewohner vor jeglichem Ungemach, und das schon seit über 200 Jahren.
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Eines der schönsten Jugendstilhäuser der Stadt ist sicherlich das sogenannte Kernhaus in der Kramergasse. Aufwändige Rosenranken zieren die Geschäftszone, während Medusenhäupter vom Erker im Obergeschoß herunterblicken. Die Familie Kern stammt ursprünglich aus Ungarn und eröffnete bereits in den Zwanzigerjahren des 19. Jahrhunderts ein Juweliergeschäft in der Stadt. Dieses dekorative Gebäude wurde 1903 von Architekt Karl Haybäck für die Familie geplant, die zu dieser Zeit als „Kernsche Silberwarenfabrik“ bereits k. k. Hoflieferant war. Schon immer war Familie Kern, die heute in 6. Generation in Klagenfurt wirkt, für spezielle Sonderanfertigungen und außergewöhnliche Schmuckstücke bekannt. Eine Grußadresse der Stadt Klagenfurt an Kaiser Franz Joseph anlässlich seines 50. Thronjubiläums ist dabei besonders hervorzuheben.
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Neben dem Alten Rathaus ist das Palais der Familie Goëss wohl das stattlichste Gebäude am Alten Platz. Es trägt die Hausnummer 30 und setzt sich aus zwei älteren Gebäuden zusammen. In der Literatur findet man sie als Karlsberger und Dobernig Haus. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts kommt es zur Vereinheitlichung der Vorgängerbauten im Auftrag von Johann Anton Graf von Goëss. Zwölf Fensterachsen zählt das Haus in der Tabakgasse und reicht damit bis zum Neuen Platz. Besonders prachtvoll gestaltet ist das marmorne Eingangsportal. In elegantem Bogen schwingt das Balkongesims vor. Akanthus- und Laubbandelwerk zieren jede freie Fläche. Bemerkenswert ist auch das hölzerne Portal, das in den weitläufigen Innenhof führt. Die Familie Goëss kommt im Zuge der Gegenreformation nach Kärnten und engagiert sich in Gesellschaft und Politik.
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Die zunehmende Bedeutung des Bahnverkehrs und die Trassenführung der Straßenbahn durch die Bahnhofstraße führten zu diversen Neubauten im Osten der Altstadt. Geschäftshäuser, Bankinstitute und Schulgebäude säumten von nun an die wichtige Verkehrsachse von Klagenfurt. Den Gebäudekomplex Nummer 27–29 ließ die 1822 gegründete Laibacher Sparkasse für ihre Geschäftsräumlichkeiten in Klagenfurt errichten. Mächtige Atlanten tragen das Dachgeschoß des Gebäudes und strahlen Sicherheit aus, wie die neuerrichteten Sparkassen das Vermögen ihrer Kunden sichern sollten. Der Architekt des Gebäudes war 1924 der damalige Landesbaudirektor von Kärnten, Max Schmidt. Er hatte ein breites Portfolio und war im Zweiten Weltkrieg auch für den Bau des Loibltunnels verantwortlich.
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Eine schmale, alte Gasse führt von der Nordwestecke des Neuen Platzes entlang eines mächtigen Gebäudekomplexes Richtung Alter Platz. Ungefähr in der Mitte der Gasse findet man diese schöne Straßenlaterne, übrigens nicht die einzige dieser Art in der Altstadt. Das Haus, dessen Ostseite diese Laterne ziert, findet man in den Geschichtsbüchern mit verschiedenen Namen: Paradeiserhof, Maria Saaler Hof oder auch Salz- und Tabakamt tauchen auf. Als Salzamt bezeichnete man im Mittelalter eine Behörde, die den Salzhandel überwachte und für die Versorgung der städtischen Bevölkerung mit Salz als wichtigem Konservierungsmittel zuständig war. Tabak war schon seit jeher ein Suchtmittel, dessen Abgabe unbedingt einer staatlichen Regulierung und Besteuerung unterzogen werden musste.
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Schon im 16. Jahrhundert wird im Haus an der Ecke Paradeisergasse/Neuer Platz eine Apotheke genannt. Damals trägt sie noch den Namen „Landschaftsapotheke Zum Schwarzen Adler“. Weniger bekannt ist der Umstand, dass es hier zwischen 1705 und 1728 Klagenfurts erstes Kaffeehaus gegeben hat. Antonio Wesley, vermutlich ein gebürtiger Schotte, bezeichnete sich als „Spezereiwarenhändler“ und „Kaffeesieder“. Streng begrenzt waren für ihn früher die Betriebszeiten als Kaffeehaus und die Auflagen für Geschirr und Möblierung. Vielleicht war es deshalb nur ein kurzes Intermezzo in der Geschichte des Hauses. Mit der Wiederübernahme als Apotheke kommt es zur barocken Innengestaltung. Der Stuck an der Decke des Verkaufsraumes zeigt sogar das Kärntner Wappen und den Herzogshut.
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An der Ecke Pernhartgasse/Dr.-Hermann-Gasse steht das Gutenberghaus. Es wurde 1909 von dem aus Wien stammenden Architekten Franz Baumgartner als Wohn- und Geschäftshaus im altdeutschen Stil errichtet. Wie ein historistisches Musterhaus zeigt es die Vielfältigkeit der damaligen Architekturformen. Das Gebäude steht heute an der Stelle des ehemaligen Stadthauses des Benediktinerstiftes St. Paul im Lavanttal. Die Mönche waren an den Klagenfurter Schulen als Lehrer eingesetzt. Vielleicht sollen die beiden Eulen am östlichen Giebel an ihre Weisheit erinnern. Das Seccogemälde unterhalb der Eulen ist schon sehr verwittert. Es ist ein Werk des Malers Leopold Resch und stellt den Buchdruck dar. Leopold Resch war übrigens auch Mitbegründer der Kärntner Landmannschaft und der Schöpfer des heutigen Kärntner Anzuges.
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Die Herrengasse ist eine der ältesten Gassen von Klagenfurt. Ganz am Beginn der Gasse, an der Ecke zur Goessgasse, steht das Haus mit dem goldenen Anker als Hauszeichen. In den Geschichtsbüchern der Stadt findet man eine Vielzahl an prominenten Familien, die im Laufe der Zeit das Haus besessen haben. Eggersperg, von Pirckenau, Millesi, sogar das Domkapitel von Maria Saal scheint hier auf. Spätestens ab dem Jahre 1797 wird das Gasthaus „Zum Goldenen Anker“ genannt. Stolz prangt noch heute das Hauszeichen an der Fassade. Diese Markierungen waren die Vorgänger der heutigen Hausnummern und halfen den Menschen bei der Orientierung in der Stadt. Das jetzige System der Hausnummern stammt aus der Zeit Maria Theresias und ist in vielen Ländern bis heute gültig.
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Das Alte Rathaus von Klagenfurt findet man mitten in der Fußgängerzone am Alten Platz. Ursprünglich wurde dieses Palais von der Familie Welzer als ihr repräsentatives Stadthaus errichtet. Beeindruckend ist nicht nur die Mächtigkeit des Gebäudes an sich, sondern auch der Innenhof. Solche prachtvollen Arkadengänge sind typisch für den Baustil der Renaissance, der beim Wiederaufbau der Stadt im 16. Jahrhundert bei uns Einzug gehalten hat. Von 1739 bis 1918 diente das Gebäude nicht nur als Sitz des Bürgermeisters und des Stadtsekretärs, sondern auch der Stadtkasse, der Polizeiwache samt Arrest, des Stadtarchives und weiterer Amtseinrichtungen. Der Raummangel war es angeblich, der bereits 1912 zu Überlegungen bezüglich eines Neubaus führte. Schließlich kam es 1918 zum Haustausch mit der Familie Orsini-Rosenberg, die ihr Palais am Neuen Platz großzügigerweise der Stadtregierung überließ.
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Der Rainerhof beherrscht eindrucksvoll die Nordseite des Neuen Platzes. Er wurde nach Plänen des Wiener Architekten Friedrich Schachner in den Achtzigerjahren des 19. Jahrhunderts für Franziska Lemisch, geborene Rainer, errichtet. Franziska Lemisch hatte es von jeher verstanden, ihr ererbtes Vermögen durch entsprechende Investitionen zu sichern. Sie gilt als eine der ersten Immobilienentwicklerinnen, hat sie doch auch im aufstrebenden Sommerfrischeort Pörtschach am Wörthersee mehrere Villenbauten errichten lassen.
Sie war mit Sicherheit ihrer Zeit voraus. Ihre drei Söhne Josef, Arthur und Otto hat sie mehr oder weniger allein großgezogen, da ihr Mann – von einem schweren Lungenleiden gezeichnet – viel Zeit am Meer verbrachte. Franziskas zweitältester Sohn war Dr. Arthur Lemisch, Landesverweser und Landeshauptmann von Kärnten.12
Ganz am Ende der ältesten Gasse der Stadt, der Herrengasse, an der Kreuzung mit der Ursulinengasse findet man heute das Palais Christalnigg. Die Familie stammte aus dem Görtschitztal, wo ihre Mitglieder als Eisengewerken zu hohem Ansehen und Besitz aufstiegen. Am Beginn des 18. Jahrhunderts erwarben sie ein Haus in der Klagenfurter Herrengasse und ließ es nach und nach zum heutigen Objekt ausbauen. Domenico Venchiarutti verschönerte das Gebäude mit einer Fassade im Empirestil, einem dreiteiligen Portalteil und einem wunderschönen klassizistischen Balkongeländer. Die Familie Chritalnigg stand als Unternehmerfamilie für Innovation und Fortschritt. Auch privat war man stets allem Neuen gegenüber aufgeschlossen. Lucy Christalnigg (geb. Gräfin Bellegarde) war eine der ersten Automobilistinnen Kärntens und nahm sogar an Autorennen teil.
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Als der Bauplatz für die Marienkirche und das angeschlossene Kloster am Beginn des 17. Jahrhunderts ausgesteckt wurde, trug der Platz noch den Namen „Roßplatz“. Die Kärntner Landstände hatten bei Erzherzog Ferdinand II. extra um Erlaubnis angesucht, um diese neue Kircheneinrichtung finanzieren zu dürfen. Nach der Aufhebung des Franziskanerkonvents aus Mangel an Mönchen war die Kirche in der Franzosenzeit als Magazin genutzt. Im 19. Jahrhundert übernahmen die Benediktiner aus St. Paul im Lavanttal Kirche und Konvent und gaben damit auch dem Platz seinen heutigen Namen. In der Kirche finden wir neben herausragenden Altarbildern des Kärntner Barockmalers Josef Ferdinand Fromiller eine Vielzahl an alten Grabsteinen von verdienten Klagenfurter Bürgerinnen und Bürgern.
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Der Spitrahof an der Ecke Bahnhofstraße/Burggasse verdankt seinen Namen dem Kaufmann Emil Spitra, der im Alter von 17 Jahren nach Klagenfurt kam. An der Stelle des mächtigen Baus gab es damals die Gemischtwarenhandlung „Zum Matrosen“, bei der Emil seine erste Anstellung findet. Bereits sieben Jahre später macht sich Emil mit einem Kompagnon in der Kramergasse selbständig. Nach der Hochzeit mit der Klagenfurter Fleischertochter Theresia Semmelrock wird ihm die Gemischtwarenhandlung „Zum Matrosen“ zur Übernahme angeboten. Spitra kauft in der Folge auch die angrenzenden Häuser und lässt vom Architekten Franz Pichler einen neuen Gebäudekomplex im altdeutschen Heimatstil entwerfen. Sein neues Warenhaus wird weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt, und Emil Spitra wird sogar Kaiserlicher Rat und k. k. Hoflieferant.
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Besonders repräsentativ wirkt das Haus am Dr.-Arthur-Lemisch-Platz. Manchmal wird es auch als „Gutenberghaus“ bezeichnet, da der Erfinder des Buchdruckes von der Fassade blickt. Diese Darstellung ist bei weitem kein Zufall, wurde dieses Gebäude doch als Geschäftshaus für die ehrwürdige Druckerfamilie Leon erbaut. Bereits 1801 findet man eine Buch- und Papierhandlung sowie eine Buch- und Steindruckerei mit angeschlossener Binderei unter diesem Namen in Klagenfurt. In der 2. Generation wird der Betrieb um eine lithografische Anstalt und einen Verlag erweitert. Zu den aufgelegten Druckwerken gehören unter anderem die Zeitschrift „Carinthia“ und die älteste illustrierte Jagdzeitung der Monarchie „Waidmannsheil“ – deshalb auch die Darstellung des hl. Hubertus als zweite Figur an der Fassade.
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Die Hälfte der Ostseite der Wienergasse wird von der klassizistischen Fassade des Ossiacher Hofes eingenommen. Insgesamt drei Vorgängerhäuser hat es an dieser Stelle gegeben. Zwei davon mussten dem Neubau im 18. Jahrhundert weichen. Der Plan für die Fassade wird den Salzburger Architektenbrüdern Hagenauer zugeschrieben. Besonders hübsch sind die Innenhöfe des Palais. Der hintere Hof mit seinen Arkaden stammt mit Sicherheit noch aus dem 16. Jahrhundert, während der vordere Hof aus der Zeit des Umbaus stammt. In den Obergeschoßen wurden die Arkadengänge mit eleganten, bunten Glasfenstern geschlossen. Interessant ist auch das Stöckelpflaster in der Hofeinfahrt. Das Pflaster aus Holzkernstücken sollte den Lärm der Kutschen dämpfen, wenn sie durch das Gewölbe des Torbaus fuhren.
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In der Wiesbadener Straße findet man ein Haus mit allerlei Getier an der Fassade. Bereits weithin sichtbar ist das alte Wirtshausschild, das an den Gasthof „Zum Goldenen Bären“ erinnert, den es bereits vor über 300 Jahren hier gegeben hat. Noch im vorigen Jahrhundert war die Bärenlaube, wie sie später genannt wurde, ein beliebter Treffpunkt in der Landeshauptstadt. Wer ganz genau schaut, wird auch an den Fenster- und Türgittern im Erdgeschoß kleine Bärendarstellungen finden. Das Hinweisschild auf das Antiquariat ziert ein beeindruckender Drache, sicher der zweitschönste in der ganzen Stadt. Das Eingangstor hat ein Gewände aus Marmor. In den Zwickeln bewahren zwei sagenhafte Greifdarstellungen das Haus vor allem Bösen. Jetzt sollte man den Blick noch auf das Dachgesims werfen. Warum dort wohl eine Eule aus dem Fenster lugt?